DAS GROSSE SCHNURREN: Wie machen das Katzen bloß?

Du auf dem Sofa, ganz eng mit deiner Katze, du kraulst sie leicht – und schon wird der Schnurrapparat angeschmissen. Wohligkeit pur. Doch warum schnurren Katzen? Selbst nach jahrzehntelanger Forschung gibt dieses Phänomen immer noch Rätsel auf.

Jede Katze hat ihren eigenen Schnurrton.

Was über das Schnurren bekannt ist: jede Katze hat ihren eigenen Brummton, den sie von klein auf ihr Leben lang beibehält. Dieser liegt in der Regel bei 26 Hertz. Gewicht und Größe spielen – zumindest bei der Hauskatze – keine Rolle. Das Geräusch entsteht sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen. Mit nur einer winzigen Pause von 50 Millisekunden, eine Pause, die für menschliche Ohren nicht wahrnehmbar ist. Außerdem sind unsere Stubentiger sind nicht die einzigen Vertreter der Felidae, die diesen wohligen Laut produzieren: auch Ozelots, Servale, Luchs und Wüstenluchs, Pumas und Geparden erzeugen den Brummton. Und inzwischen konnte das Geräusch sogar bei Schleichkatzen und einer Affenart nachgewiesen werden. 

Wie machen sie das nur, das Schnurren?

Klar ist: das Schnurren ist das Ergebnis einer komplizierten Umleitung des Atemluftstromes, an der Körperteile zwischen Zwerchfell und Kehlkopf beteiligt sind. Aber welche genau? Katzen besitzen, anders als Menschen, zwei paar Stimmbänder. Sogenannte „echte“ und „unechte“ Stimmbänder. Letztere, auch „Vorhoffalte“ genannt, wurde lange als Ursprung des Brummens gesehen. Auch das Zungenbein oder Blutströme in der Lunge und Hauptschlagader wurden diskutiert. Heute ist die gängigste Hypothese: es handelt sich um Schwingungen des „echten Stimmbänderpaares“. Aber das alleine genügt nicht, um dieses besondere, sonore Dauergeräusch zu erklären. Es wird auf irgendeine Weise moduliert. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass Nervenimpluse wie eine Art Schwingungsgenerator die Schnurrtöne beeinflussen.

Warum schnurren Katzen?

Auch beim „Warum“ sind nicht alle Fragen geklärt. Natürlich verbindet man das Schnurren immer mit Wohligkeit und Sozialverhalten. Die Katze ist glücklich – also schnurrt sie. Die Mutter will ihre Welpen beruhigen und verwöhnen – also schnurrt sie. Als aufmerksamem Katzenhalter ist dir aber sicher nicht entgangen, dass dein Liebling auch in ganz anderen Situationen schnurrt: zum Beispiel, wenn er verletzt ist oder Schmerzen hat. Dass das Schnurren der Katze für den Halter angenehm und heilsam ist, ist mittlerweile erwiesen. Es senkt den Blutdruck, veranlasst die Ausschüttung des Glückshormones Serotonin, verbessert den Wach-Schlaf-Rhythmus, es lindert Schlafstörungen und beugt Muskelschwund vor.  Da ist es natürlich denkbar, dass das Schnurren auch für das Tier selbst eine „heilende Wirkung“ hat. So spricht man auch gelegentlich vom sogenannten „Heilschnurren“. Doch es geht noch weiter: neueste Forschungen haben gezeigt, dass die Vibration des Schnurrens die Knochen stärkt. Ein Prinzip, das auch beim Vibrationstrainer für Sportler und ältere Menschen Anwendung findet. So könnte es sein, dass die Katze sozusagen im Schlaf ihre Knochen trainiert. Wahrscheinlich sind dies noch lange nicht die letzten Erkenntnisse zum Schnurren der Katze. Vielleicht muss man es aber auch nicht völlig entzaubern. Es ist eben ein Wunder – wie unsere Lieblinge auch.